Weinrallye #76 - Ein PINOTAGE aus der Südpfalz


Herbst in den Weinbergen, Südliche Weinstraße, Pfalz. Foto: © wiesengenuss


Den Önologen und 'Pinot Noir Zauberer' Stefan Dorst kenne ich nun schon seit fast zehn Jahren. Und seit dieser Zeit ist er immer wieder an neuen, spannenden Weinprojekten beteiligt. Als 'Winemaker' bei Friedrich Becker in der Pfalz, in Südafrika bei Laibach und auf der Venta d'Aubert in Spanien. Und nun sorgt er mit seinem Projekt Dorst & Consorten mit einem Pinotage aus der Südpfalz für Aufsehen.
Kennengelernt habe ich ihn über meinen ehemaligen Nachbarn in Venningen, Fritz Croissant. Ein alter Ökopionier. Zusammen mit Heiner Sauer und Clemens Busch gehörte Fritz Croissant mit zu den Winzern, die in den 80ern beschlossen, auf ökologischen Weinbau umzustellen und in der Folge schwer zu kämpfen hatten, gegen das wildwuchernde Unkraut - und gegen den Widerstand der umliegenden Kollegen. Alte Haudegen, die damals auf Tapeziertischen in Mannheim die Biofach-Messe mitbegründeten. Heute ist die Biofach eine kommerzielle Angelegenheit geworden...doch das ist eine andere Geschichte.


Dorst & Consorten

Stefan Dorst und Fritz Friedrich Becker, Weintage 2012, Landau
Foto: © Ute Mangold, wiesengenuss
Der gelernte Weinsberger Stefan Dorst hat mitgewirkt an der Entstehung der legendären Pinot Noirs des Weingut Friedrich Becker in Schweigen, an der französischen Grenze. Einige Weinberge wie der "Schweigener Sonnenberg" mit Südausrichtung liegen sogar in Frankreich, das hat geschichtliche Hintergründe. Vom Stil her gehen sie in die französische, ja, burgundische Richtung. Eine Neuheit in der Pfalz, in der der Spätburgunder bisher eher einen rustikalen Touch hatte.
Bevor er wieder hier in der Südpfalz, genauer in Landau, sesshaft wurde und zusammen mit seiner spanischen Frau eine kleine Familie gründete, war Stefan Dorst lange Zeit ein sogenannter 'Flying Winemaker'. Soll heißen, er jettete von der Pfalz nach Südafrika über Argentinien, Chile, Australien und der Schweiz zurück nach Spanien...oder in anderer Reihenfolge. Im Herbst zur Weinlese in der Alten Welt und im Frühjahr in der Neuen Welt.
In Südafrika verhalf er als langjähriger Berater der Domaine Laibach seit 1997 zu ihrem Bekanntheitsgrad als eines der ersten ökologisch wirtschaftenden Weingüter am Kap, genauer in Stellenbosch. An den Hängen des Simonsbergs reifen die bekannten Cuvées mit dem Namen "Ladybird", was übersetzt Marienkäfer heißt. Dank der ökologischen Bewirtschaftung befinden sich eine Menge Marienkäfer in den Weinbergen, die dafür sorgen, dass die Läuse nicht überhand nehmen. Und nach denen wurde der Wein benannt.
Und zurück in der Südpfalz hob er zusammen mit Fritz Croissant, das Dorst & Consorten Projekt aus der Taufe. Beide sind sogenannte Negociants, ein netteres Wort für "Abfüller". Was bedeutet, sie haben keine eigenen Weinberge, bringen aber Erfahrung als Önologen (Stefan) und Winzer (Fritz) in gemeinsame Projekte mit Winzern ein. In Cooperation mit anderen Winzern, den 'Collaborateuren', entwickeln sie besondere Weine für das Projekt. Mit dabei bei den Consorten ist beispielsweise auch Heiner Maleton, der mit Weinen mit den Namen 'Weg und Wiese', 'Sackträger', 'GTX' oder 'Goldberg Variationen' in Oppenheim mittlerweile ganz eigene Wellen schlägt (Weingut Bürgermeister Carl Koch). Bei Dorst & Consorten ist er mit der legendären Sackträger 2010 Auslese aus dem Stückfass dabei und dem 2011er Confidential Riesling.


Foto: © wiesengenuss
Pinotage 2011
Ich fragte Stefan Dorst, ob das PINOTAGE Projekt etwas mit seiner Arbeit in Südafrika zu tun hatte? Ja, klar, meinte er. Als er hörte, dass es in der Pfalz einen Winzer gibt, der - quasi erst mal heimlich - Pinotage anbaute, nahm er sofort Kontakt auf. Der Winzer heißt Stefan Bietighöfer. Sein Weingut befindet sich im Herzen der Südpfalz, in Billigheim-Ingenheim, Ortsteil Mühlhofen. Weingut Bietighöfer. Der erste Pinotage Jahrgang war 2010. Verkosten durfte ich noch den 2011er. Die letzte Flasche!
In der Falstaff war der Pinotage schon in seinem ersten Jahrgang 2010 "Wein der Woche" und im Weinforum schreibt Martin Zwick, Berlin Kitchen über den 2011er "Beeindruckend saftig&samtige Frucht von Brombeeren, schwarze Johannisbeeren, Pflaume, Gewürze und schwarze Schokolade. Zeigt die Balance&Strukur eines großen Weines und man merkt, daß Herr Dorst schon seit vielen Jahren mit der Traube Pinotage vertraut ist. Saustark!!!!"
Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen, nur noch meine eigenen Notizen, ich notierte "jössas, was eine Würze!" und "die Aromen kommen zur Nase heraus wie Pulverdampf!". ;-) Okay, etwas sachlicher: "Brombeerblätter, schwarze Johannisbeere, dicht, ungewöhnliche Aromatik und doch weich mit einen Gefühl feiner Süße"
Neben dem Pinotage - der neue Jahrgang 2012 kam im April in den Handel - gibt es ein neues Projekt von Dorst & Bietighöfer, Le Dernier Cri - ein Pinot Noir!! Der letzte Schrei - schon jetzt ein Geheimtipp mit nur wenigen Flaschen. Man darf gespannt sein, was noch von Stefan Bietighöfer aus der Südpfalz kommt!






Weinrallye - ein Blogevent



Dieser Beitrag entstand im Rahmen der monatlich stattfindenden Weinrallye - Ein Blogevent, im Juli 2014 zum Thema 'Pinotage der Ungeliebte'.
Ausrichter der Weinrallye ist diesmal Peter Züllig.
Auf seinem Blog werden die gesammelten Beiträge im Anschluss an die Weinrallye veröffentlicht.





Zum Weiterlesen


Bernhard Degen im Falstaff - Wein der Woche, Mai 2012

Manfred Klimek auf Captain Cork - Neue Weine braucht das Land, Januar 2014

Martin Zwick, Berlin Kitchen, im Weinforum, Dezember 2013





Kommentare